Die allgemeine Empfehlung für aktive Menschen lautet, sich 150 - 300 Minuten pro Woche in mittlerer Intensität zu bewegen - ein zügiger Spaziergang ist an dieser Stelle ausreichend.
Die Liste der Vorteile von Ausdauertraining für den Organismus ist lang. Zum einen verbessert sich die Versorgungsfähigkeit auf Zellebene: das bedeutet, dass der Körper bei jedem Atemzug mehr Sauerstoff aus der eingeatmeten Luft ziehen kann, weil die Sauerstoffverwertung in den Muskeln besser wird. Wenn wir den Sauerstoff besser verwerten können, sinkt die Atem- wie auch die Herzfrequenz. Ein gut funktionierender menschlicher Organismus benötigt im Ruhezustand etwa 40 Herzschläge und 11 Atemzüge pro Minute.
Zum anderen wird auch die mechanische Ebene verbessert. Unser Körper ist als ein sogenanntes Tensegrity Modell aufgebaut: Tense bedeutet Spannung und Integrity ist mit Einheit zu übersetzen. Das gesamte myofasziale Netz ist miteinander verbunden. Dieses elastische Spannungs- , Stütz- und Zugnetzwerk verteilt von außen wirkende Kräfte gleichmäßig auf die gesamte Konstruktion.
Mit jedem Schritt muss unser Körper die Bodenreaktionskraft kompensieren - diese Kompensation erfolgt sprichwörtlich vom Fuß bis zum Kopf. Bei jedem Schritt wird, bis hin zu den Nackenmuskeln, kinetische Energie aufgenommen, gespeichert und wieder abgegeben. Zügiges Gehen und Laufen verbessert dieses phänomenale Netzwerk und macht unser Fasziennetz geschmeidiger und effizienter.
Fahrradergometer
Das Fahrradergometer ist wohl in jedem Fitnessstudio sowie in allen Therapieeinrichtungen zu finden. Die meisten von uns lernen das Fahrradfahren im Kindesalter, daher fühlt man sich sofort sicher und vertraut. Vor allem für Fitness-Einsteiger bietet sich die Fahrt auf dem Fahrradergometer an, da man im Sitzen deutlich weniger Energie braucht und die Belastung sukzessive steigern kann.
Dies ist auch der Grund für die weite Verbreitung im Therapiebereich - man nimmt den Druck der Schwerkraft vom Bein und kann peu à peu die Beanspruchung steigern.
Die gesundheitlichen Vorteile einer hohen muskulären Beanspruchung sind bekannt: die Muskeln der Oberschenkelvorderseite eignen sich mit ihrem großen Volumen perfekt als Generator für Wachstumshormone.
Ein weiterer großer Vorteil am Fahrradergometer ist, dass keine Stöße kompensiert werden müssen und die Belastung sehr rund, gleichbleibend und kontrolliert stattfindet. Verglichen zu einem Sprint wirkt nur ein Bruchteil auf die passiven Strukturen im Körper, außerdem ist unser Bewegungsapparat deutlich besser geschützt, wenn die Muskeln die wirkende Kraft aktiv aufnehmen und steigern, anstatt explosiv erzeugen zu müssen. Man kann sich diesen Effekt wie bei einem Auto vorstellen: Gibt der Fahrer*in aus dem Stand Vollgas, drehen die Reifen durch und die es erfolgt ein mächtiger Schlag auf die Kupplung. Fährt der Wagen jedoch bereits mit 40 Kilometern pro Stunde und wird von dort aus voll belastet, läuft die Beschleunigung schonender ab.
Kommen wir nun zu den Nachteilen des Fahrradergometers.
Durch die sitzende Position werden zwar Füße, Sprunggelenke, Knie und Hüften geschont, Haltungs- und Gangmuster jedoch Außen vor gelassen. Wenn sich ein aktiver Mensch als Ausgleich auf ein Fahrrad schwingt, überwiegen die oben beschriebenen Vorteile. Bei einem "Schreibtischtäter", dessen Körperhaltung unter Umständen große Mängel aufweist, werden diese durch das Fahrradfahren in vielen Fällen jedoch verstärkt.
Das große Übel unserer technologischen Gesellschaft ist für einen Großteil der Bevölkerung das viele Sitzen mit einem nach vorn gebeugten Oberkörper. Wie man auf dem Bild klar sehen kann, nimmt der Trainierende auf dem Ergometer eine sehr verwandte Haltung ein. Die Schultern fallen nach vorne, die Arme stützen sich passiv auf, das Hüftgelenk ist gebeugt. Während er diese Position von der Hüfte aufwärts beibehält, werden hauptsächlich die Muskeln der Hüftstrecker-Kette trainiert, also die Oberschenkel Vorderseiten.
Wie im Artikel Die hintere Muskelkette beschrieben, fehlt es den meisten "Vielsitzern" an Kraft in den Hüftstreckern (Oberschenkelrückseite und Po), während die Hüftbeuger zur Hypertonie neigen. Bei einer Muskel-Hypertonie steigt die Muskelspannung ohne willentliches Zutun- der Muskel verspannt, bzw. verhärtet sich.
An dieser Stelle hilft Bewegung, Kräftigung der Antagonisten sowie myofasziale Massagen. Eine exzessive Beanspruchung der Hüftbeuger kann die Symptomatik unter Umständen noch verschlimmern und die Körperhaltung sowie die Muskelhypertonie werden noch schlimmer. Wir raten unseren Kunden vor allem zu Beginn ihrer Trainingskarriere daher vom Fahrrad ab.
Laufband und Lamellenlaufband
Das Laufband hatte während der Corona Pandemie Hochkonjunktur: diverse Hersteller berichten von einer erhöhten Nachfrage, das Home-Gym-Business boomt.
Die Idee ist simpel und nachvollziehbar: man macht sich vom Fitnessstudio und etwaigen pandemiebedingten Schließungen unabhängig, man spart sich den Mitgliedbeitrag und entfacht die Motivation zum Ausdauertraining, da das Gerät ja schließlich direkt verfügbar ist und viel Geld investiert wurde.
Konzentrieren wir uns zunächst auf die Fakten:
Laufen ist die Kernfähigkeit des Homo Sapiens. Unserem hocheffizienten Gang auf zwei Beinen verdanken wir letztlich unsere Erfolgsstory durch die Evolution. Es gibt für unseren Körper wohl keine gesündere und funktionellere Art der Bewegung als die auf zwei Beinen.
Das Laufband macht daher rein biomechanisch sehr viel Sinn und ist unter dem Aspekt der Funktionalität allen anderen Ausdauergeräten überlegen. Viele Dysbalancen und Verspannungen haben ihre Ursache in der Ansteuerung von Muskeln und Gelenken im Gang- und Standmuster. Diese Ursachen können am besten durch Gang- und Standanalysen gefunden werden und die effektivste Therapie sollte bewusstes und optimiertes Stehen und Gehen beinhalten. Der Vorteil zum Outdoor-Lauf liegt in der besseren Vergleichbarkeit. Man hat immer dieselben äußerlichen Bedingungen und kann daher seine Fortschritte extrem gut tracken, protokollieren und dadurch planen. Geschwindigkeitsintervalle und Steigungen sind präzise einstellbar, was gerade für Menschen die sehr strukturiert sind und feste Gewohnheiten brauchen ein großer Mehrwert ist.
Ein Nachteil wurde bereits angesprochen: jede Art von Laufen und Rennen erzeugt Stöße auf den Bein- und Hüftapparat. Gerade Einsteiger haben damit schwer zu kämpfen, Übergewicht verschlimmert die Ausgangslage. Wenn beim Laufen Schmerzen auftreten, kann die Belastung tatsächlich zu hoch sein, in diesem Fall sollte dringend Pause eingelegt werden, da sonst Knochenhautentzündungen entstehen können oder der Verschleiß von passiven Strukturen beschleunigt werden. Grundsätzlich sollte es jedoch für jeden Körper ein wünschenswertes und letztlich notwendiges Ziel sein, die Folgen eines Sprints oder Dauerlaufs kompensieren zu können. Unsere Füße haben die Funktion eines High-Tech Stoßdämpfers und können - sofern diese Funktion reaktiviert wird - beeindruckendes leisten. Dies ist auch der Grund, warum wir mit unseren Kunden barfuß trainieren und im Personal Training einen sehr hohen Fokus auf die Fuß- und Beinmuskulatur setzen.
Ein weiterer Nachteil des klassischen Laufbands ist das motorgetriebene Band. Man stellt die Lauf Geschwindigkeit ein und das Laufband simuliert diese mit der entsprechenden Bandgeschwindigkeit. Man ahmt sozusagen nur die normale Laufbewegung nach, da wir nicht den Körper beschleunigen müssen, sondern nur die Geschwindigkeit des Bands "erlaufen" müssen. Bei einem Lauf auf dem Erdboden dient die Laufbewegung der realen Fortbewegung in der Horizontalen, das Tempo der Bewegung ist Mittel zum Zweck. An dieser Stelle ist ein Lamellenlaufband die bessere Wahl. Im oben gezeigten Video sieht man den zügigen Lauf auf einem Lamellenlaufband. Das Band wird hier nicht von einem Motor betrieben, sondern vom Läufer. Dies macht die Bewegung deutlich realistischer und unser Dämpf-Apparat wird aktiviert. Wie man im Video sieht, wird auch der Oberkörper aktiver eingebunden - die Bauchmuskeln rotieren die Brustwirbelsäule und kompensieren die Drehbewegung des Beckens und der Hüften. Ein guter und zügiger Lauf ist letztendlich ein Ganzkörpertrainingsprogramm und in seiner Ursprünglichkeit und Funktionalität von keiner anderen Übung zu überbieten.
Cross- und Ellipsentrainer, Stepper und Ruderergometer
Es würde den Rahmen sprengen auf jedes Gerät im Detail einzugehen. Grundsätzlich kann durch das Einbeziehen der Oberkörpermuskulatur der Gesamtenergiebedarf erhöht werden. Bewertet man ein Cardiogerät anhand des gesamten Energieverbrauchs, ist natürlich die Quantität der einbezogenen Muskeln entscheidend.
An dieser Stelle sollte man differenzieren wie die individuelle Zielsetzung sowie der Leistungsstand des Trainierende*n aussieht.
Ein Ruderergometer trainiert die Zugkette des Oberkörpers: sucht der oder die Trainierende eine Möglichkeit mit zwei Trainingseinheiten pro Woche möglichst viel Pensum abzudecken, bietet das Gerät ein Vorteil. Arbeitet der oder die Trainierende bereits schon mit Krafttraining, wird die zusätzliche Zugeinheit unter Umständen zur Überbelastung und Laufen wäre ratsam. Hat der oder die Trainierende Dysbalancen, Fehlhaltungen oder schlechte Bewegungsmuster im Stand- oder Gangbild, wird das Ganzkörper-Cardiogerät mit ziemlicher Sicherheit nicht zu einer Verbesserung beitragen.
Bewertet man ein Cardiogerät nach seiner Funktionalität, macht es keinen Sinn die Oberkörpermuskulatur nur wegen des physischen Mehraufwands einzubeziehen.
Für den Großteil unserer Kunden empfehlen wir den Fokus erst auf die Körperhaltung und den Ausgleich von Dysbalancen zu richten. Funktionelles Krafttraining sowie Atemübungen sind an dieser Stelle das geeignete Werkzeug. Ist der Körper in seiner Struktur wieder richtig "eingestellt", kann das Spektrum erweitert werden.